Jürgen-Friedrich Westermann
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Schwebungen

Schwebungen sind Verstärkungen des Klanges, die man in periodisch wiederkehrenden Intervallen vernimmt, wenn man gleichzeitig zwei Klänge von nur nahezu einheitlicher Schwin-gungszahl erregt. Das Ohr empfängt diese Schwebungen regel-mäßig als abwechselndes Anschwellen und Abschwächen der Tonstärke. Treten Schwebungen auf, so überlagern sich zwei Schwingungen mit nur wenig voneinander abweichender Fre-quenz. Die Differenz der beiden Schwingungsfrequenzen ergibt die wahrzunehmende Schwebung. Je größer der Höhenunter-schied der beiden schwebenden Töne ist, um so schneller werden die Schwebungen vernommen. Sind es nicht wesentlich mehr als vier in der Sekunde, so kann das menschliche Ohr sie verfolgen. Bei weiten Abständen wird die Schwebung immer schriller, bis sie sich schließlich in zwei getrennt wahrnehmbare Einzeltöne auflöst. Beim Klavierstimmen ist ein völlig reiner Vergleich unter den Chören eines Einzeltones bzw. zwischen Oktaven am leichtesten. Hier wird so lange weitergestimmt, bis keine Schwebungen mehr wahrgenommen werden. Wie im entsprechenden Abschnitt er-läutert wird, besteht aber der Stimmzirkel nicht nur aus Abtei-lungen, die untereinander vollkommen schwebungsfrei einzu-stimmen sind. Nimmt man als Beispiel die Quinte, von der sicher schon be-kannt ist, daß man sie »matt« halten solle, so ist hier der Stimmer erstmalig beim Legen der »Temperatur« genötigt, das Kriterium der Schwebungen heranzuziehen; allerdings nicht so, daß sie wie
bei der Gleichchörigkeit (bzw. reiner Oktave) verschwinden, sondern in bestimmter leicht hör- und abwägbarer Form auf-treten. Es wurde bereits erwähnt, daß Klaviere so gestimmt werden sollten, daß die Schwebungszahlen innerhalb beliebiger Inter-valle nach oben hin zunehmen. Diese »Spreizung« des Frequenz-bereiches erfolgt in der Praxis aber kaum als eine absolut gleichmäßige Schwebungseinteilung, weil man nie einen vollkommen regelmäßigen Inharmonizitätsverlauf des gesamten Stahlsaiten-materials voraussetzen kann.

 

Das Tasteninstrument gehört zu den wenigen Instrumenten, deren höherfrequente Obertöne Anharmonische sind. Dies hat ihre Ursache in der Stimmung des Klaviers. Die meisten Musikinstrumente sind nach der diatonischen Tonleiter gestimmt. Die Intervalle dieser siebenstufigen Tonleiter, die aus fünf Ganz- und zwei Halbtonschritten besteht, haben die in "3.1.1. Schwingende Saiten" ermittelten Verhältnisse.

Das Klavier wird dagegen nach der temperierten Tonleiter gestimmt, wobei man die Oktave in 12 gleiche Intervalle einteilt, um alle Töne einer chromatischen Tonleiter zu erfassen. Dabei ist das Verhältnis zwischen zwei Halbtönen immer gleich 2 EE1/12 =1,05946. Daher weisen diese Instrumente außer den Oktaven keine reinen Intervalle auf, was das Zusammenspiel mit anderen Instrumenten manchmal schwierig machen kann. Außerdem weichen die Oberschwingungen in der Höhe auch mehr und mehr von Harmonischen ab (Abb. 2). Doch diese anharmonischen Obertöne des Klaviers bewirken erst den besonderen Klang.

Die Frequenzen der realen Partialtöne (durchgezogene Kurve) steigen mit der Ordnungszahl stärker an als die der exakten Harmonischen (gestrichelte Kurve).

Die Saiten des Klaviers haben natürlich keine grundlegend andere Arbeitsweise, als dies schon im Kapitel über Saiteninstrumente geschildert wurde. Dennoch gibt es einige interessante und wichtige Aspekte, die die Eigenart des Klaviers ausmachen.

Die heutigen Klaviersaiten werden aus Stahldraht hergestellt. Damit die Saite der Baßtöne sehr langsam schwingen können, wird eine zusätzliche Masse benötigt. Deshalb wird um den Stahldraht ein weicherer, meist aus Kupfer bestehender Draht einfach oder gar zweifach umsponnen.

Wenn nun die Saite ausgelenkt wird, beginnt sie zu schwingen, wobei diese Schwingung in der Realität aus mehreren Einzelschwingungen besteht .Die idealisierte Saite besitzt keine Steifigkeit und ihre Obertöne sind deshalb Harmonische. Die Steifigkeit von Klaviersaiten ist jedoch relativ hoch, wodurch die Partialtöne von Harmonischen abweichen. Doch genau dieses Phänomen, wie die temperierte Stimmung, gibt dem Klavier die besondere "Wärme".