Flügeldämpfung
Es ist bekannt, daß man auf einem Flügel
oder Klavier c~ncn Ton oder auch eine ganze Gruppe lange ausklingen
lassen kann. Nach dem Willen des Spielers muß aber sofort
Stille eintreten, wenn er die Tasten losläßt. Dies
ermöglicht die Dämpfung, die mit der Mechanik direkt
(im Pianino) oder mit Teilen der Taste (Flügel) in Verbindung
steht. Dieses wichtige Organ in den Klavieren ist dafür zuständig.
daß die angeschlagenen Saiten nicht länger als nötig
nachklingen und benachbarte Saiten bzw. zahlreiche Partialtöne
unerwünscht erregen. Darum muß die Dämpfung im
Ruhezustand auf den Saiten liegen oder an sie gedrückt werden.
Beim Tastenanschlag hat sich der Dämpfungsfilz genügend
weit von der Saite zu entfernen, um sie ungehindert schwingen
zulassen. Beim Loslassen der Taste muß der Dämpfer
sich wieder korrekt an die Saiten schmiegen, ohne Nebengeräusche
hervorzubringen. In den modernen Flügeln ist eine relativ
einfache Lösung realisiert: Da alle Saiten horizontal verlaufen,
muß sich auf jede nur ein genügend großes und
entsprechend ausgebildetes Polster legen, sobald die Partitur
»Ruhe« gebietet. Das Filzpolster ist unter einem elegant
geformten und an der Sichtseite meist hochglänzend polierten
Klötzchen (Dämpferkopf) angebracht. Filzpolster und
Dämpferkopf zusammen werden von den Klavierbauern meist Dämpferpüschel
genannt, nur Dämpfer ist jedoch richtiger! Dieses waagerecht
arbeitende Organ enthält einen Draht, der senkrecht zwischen
den Flügelsaiten in den Kasten geführt wird. Je nach
Größe und Konstruktion des Instruments ist dieser Dämpferdraht
10, 14, bisweilen über 17cm lang und unten im Klotz eines
beweglichen Holzarmes festgeschraubt. Im Abschnitt 4.4. wird gezeigt,
daß diese Drähte aus verschiedenen Gründen nicht
alle genau senkrecht laufen können, sondern mit-unter unterschiedliche
Knickungen aufweisen (Bild 4/32). Jeder Draht wird aber durch
gepolsterte Öffnungen einer Dämpfer-führungsleiste
(23) so geleitet, daß der Dämpfer einwandfrei ge-steuert
wird. Dies wird von der Taste aus bewirkt; denn im Flü-gel
findet das hintere Tastenende Kontakt zu dem beschriebenen Drahtstiel
und kann ihn mit seinem Dämpfer nach oben, das heißt,
von den Saiten abheben. Eine klappbare Leiste, die innen von rechts
nach links durch den Fltgelkasten läuft, die Dämpferabhebeleiste
(38) bei Steinway kurz Waekelbrett genannt - gestattet es, sämtliche
Dämpfer auf einmal abzuheben. Das muß der Spieler mit
dem rechten Pedal bewerkstelligen. In diesem Augenblick entsteht
ein erheblicher Nachhall, da die Gruppe der in diesem Moment angeschlagenen
Töne unvermindert klingt. Mehr oder weniger werden auch Obertöne
und die Nachbarsaiten angeregt, bis der Gesamtkomplex der Dämpfung
sich wieder auf den Saitenbezug legt (Bild 4/33).