Die heute gebräuchlichen Hammerklaviere werden
in waagerechter Gestalt als Flügel und in aufrechter Form
als Pianino produziert. Sie stellen seit Jahrzehnten das wichtigste
Musikinstrument für die Konzertpraxis, die Hausmusik und
den Schulunterricht dar. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert sind
sie fast ausnahmslos kreuzsaitig
konstruiert. Die im Kern stählernen Baßsaiten werden
mit Kupfer, seltener mit Messing, Eisen oder legierten Metallen,
umsponnen. Sie verlaufen schräg über die Diskantsaiten.
Je nach der Größe und der beabsichtigten Klangcharakteristik
des jeweiligen Flügels oder Pianos fällt diese Saitenkreuzung
stärker oder schwächer gewinkelt aus. Damit wird im
Inneren des Instrumentenkastens die größtmögliche
Drahtlänge für die tiefen Töne erreicht. In der
Mittelpartie und auch für jeden Ton im Diskant stehen drei
blanke Stahldrahtsaiten zur Verfügung. In der Fachsprache
heißt das "dreichöriger
Bezug". Im mittleren Baß sind es vorwiegend
zwei Stahldrähte, die einfach mit dünnen Kupferdrähten
umsponnen sind. Im tiefsten Baß ist der Bezug nur noch einchörig,
dafür aber mit starkem Kupfergespinst versehen. Oftmals haben
bei sehr kleinen Instrumenten die tiefsten Saiten ein Untergespinst
aus dünnerem Eisen- oder Kupferdraht und darüber erst
die dicke, sichtbare Umspinnung. Die Längen und Durchmesser
aller Drähte wurden für jedes Modell genau berechnet,
damit für das jeweilige Instrument das bestmögliche
Klangvolumen erzielt werden kann. Die Saiten sind an einem Ende
des Instruments absolut fixiert, am anderen durch einen Wirbel
(Stimmnagel) gefädelt, an dem sie aufgewickelt und gespannt
werden. Zwischen diesen beiden Aufhängepunkten der Saite
liegt ein hölzerner Steg. Auf diesen drückt der Stahldraht,
teilt ihm seine Schwingungen mit, die der Steg auf eine große
Holzfiäche, den Resonanzboden, überträgt. Die Erregung
der Saite erfolgt über die Mechanik durch den Hammer in dem
Moment, in dem die Taste niedergedrückt wird. Je nach der
Stärke des Anschlags läßt sich der Ton auf laut
und leise spielen. Im modernen Klavier gibt es meist 88 Tasten,
das heißt, es kann bis zu 7 1/4
Oktaven - vom Subkontra A2 bis zum fünfgestrichenen
c5 - gespielt werden.